In vielen äquatornahen Gegenden der Erde hat man es sich aufgrund der großen Hitze zur Gewohnheit gemacht, tagsüber zu ruhen und erst am späten Nachmittag oder Abend zu arbeiten. Manche beginnen auch schon vor dem Morgengrauen mit ihrer Tätigkeit, damit sie bis zum Mittag fertig werden. Danach wird erst einmal eine ausgiebige Siesta unter der Markise oder sonstigen Schattenspendern gehalten, um dann später für die zweite Schicht am Abend wieder frisch zu sein.
So kann es einem als Europäer schon mal passieren, dass man nachmittags um zwei keine Menschenseele in einer Stadt trifft, kein Taxi und kein Bus fahren und auch alle Geschäfte geschlossen sind. So passt man sich unweigerlich dem dortigen Lebensrhythmus an und merkt schnell, dass dies durchaus von Vorteil ist. Vor allem an Orten, deren Architektur, Sinn für Ordnung und Sauberkeit oder einfach deren Wohlstand nicht so ausgeprägt ist wie in unserem Lande. Während tagsüber hier die Sonne mit ihrem grellen Licht die bröckelnden Fassaden, den Staub und Müll auf den Straßen, die Trägheit und Gleichgültigkeit in all ihren Facetten zeigt, erhalten diese Plätze und Straßen am Abend durch das Licht der Laternen eine ganz andere, viel lebendigere und angenehmere Atmosphäre.
Beleuchtete Geschäfte mit bunten Waren ziehen die Blicke an, die Menschen drängen sich um wohlduftende Imbissbuden oder in musikerfüllten Bars und angesteckt von der nächtlichen Geschäftigkeit, findet man es dann ganz normal, um Mitternacht noch mal ein zweites Nachtmahl zu halten. Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant schweifen die Blicke durch die nächtlichen Straßen, in der Hoffnung, irgendwo eine bunte Markise, die auf eine Gaststätte hinweist, zu entdecken. Doch leider sind diese alle eingefahren worden – natürlich, denn in der Nacht braucht man ja keinen Schattenspender mehr.
Dennoch kann man noch einige Nacht-Markisen wahrnehmen, die oberhalb der beleuchteten Szene unbemerkt ihre Aufgabe wahrnehmen. Unbemerkt einfach aus dem Grund, weil Nachtmarkisen auch transparenter Folie bestehen und deshalb nicht ins Auge fallen. Sie werden auch aus anderen Gründen aufgespannt oder ausgefahren als ihre Kollegen aus der Tagschicht. Nachtmarkisen schützen zum Beispiel vor einem plötzlichen Regenschauer oder dem Vogelkot, den die an den Fenstern sitzenden Vögel in großen Mengen von sich fallen lassen oder irgendwelchen Dingen, die von den Bewohnern aus den Fenstern geworfen werden. Auch tagsüber bleiben die Nachtmarkisen aufgespannt, denn so bleiben wenigstens die schönen bunt gestreiften Markisen darunter sauber und trocken. Die Aufgaben beider Markisenarten miteinander vereint hat die Wellblechmarkise. Sie hat aber auch Nachteile: Sie hat en weniger ansprechendes Design, ist nicht Lichtdurchlässig und heizt sich in der Sonne rasch auf.
Da das Klima in Mitteleuropa allerdings einen Lebensrhythmus geprägt hat, bei dem sich mit den Markisen auch die Menschen zurückziehen, werden hierzulande keine Nachtmarkisen gebraucht.